Natürliche lokale Seismizität

Das Genfer Becken ist Teil des mit Erosionsmaterial aus den Alpen gefüllten, nördlichen Vorlandbeckens (Molasse Becken). Es wird im Nordwesten durch den Jura, im Südosten durch den Mont Salève und im Südwesten durch den Mont Vuache begrenzt. Im Nordosten hat das Becken keine klare topographische Grenze und geht entlang einer imaginären Linie zwischen dem Mourex und dem Arvetal in das schweizerische Molassebecken über.

Abb1. Tektonische Karte des Genfer Beckens aus Clerc et al. (2015).
Clerc, N., Rusillon, E., Moscariello, A., Renard, P., Paolacci, S., & Meyer, M. (2015). Detailed structural and reservoir rock typing characterisation of the Greater Geneva Basin, Switzerland, for geothermal resource assessment. In: Proceedings of World Geothermal Congress, Melbourne, Australia, 19–25 April.
Tektonik Genfer Becken

Aus geologische Kartierungen des Jura und des Saleve sowie geophysikalischen Untersuchungen der Erdölindustrie werden vier dominante Scherzonen abgeleitet, die das Genfer Becken in nordwest-südöstlicher Richtung durchziehen (Vuache (I), Cruseilles (II), Le Coin (III) and Arve (IV)). Die Interpretation der geophysikalischen Daten legt nahe, dass die Störungen das gesamte Sedimentbecken durchschlagen haben und bis zum heutigen Tage in Bewegung sind. Ob sich die Störungen in das kristalline Grundgebirge fortsetzen kann aus den Daten nicht abgeleitet werden. Ein weiteres dominantes Störungssystem durchzieht das Genfer Becken in südwestlich-nordöstlicher Richtung. Es ist an die Überschiebung des Mont Saleve gebunden. Von den genannten Störungssystemen scheint nur die Vuache-Störung seismisch aktiv zu sein.

Der Erdbebenkatalog der Schweiz (ECOS, 2009) listet zehn gesicherte Erdbeben mit Intensitäten von V oder grösser (leichte Schäden) im weiteren Umfeld des Genfer Beckens auf. Die beiden stärksten Ereignisse lagen südlich von Genf ausserhalb des Beckens und erreichten Magnituden von 5.2 (1936, Mt. Vuache) und 4.8 (1877; Faucigny/F). Die genaue Lage dieser historischen Erdbeben ist jedoch sehr ungenau bestimmt.

Die seit 1975 registrierte Seismizität liegt hauptsächlich ausserhalb des Genfer Beckens am Südufer des Genfersees auf französischem Staatsgebiet und in der Region Chablais. Am südöstlichen Rand des Genfer Beckens (Umgebung Saleve und Vuache-Störung) sind dennoch eine Handvoll Erdbeben mit Magnituden von 2.5 und grösser aufgetreten. Das grösste dieser Beben ereignete sich am 29. Mai 1975 mit einer Magnitude von 4.2 in geringer Tiefe (<2 km). Ihm folgte im Abstand von etwa 13 Minuten ein Nachbeben der Magnitude 2.9. Ein weiteres Beben in diesem Gebiet ereignete sich am 8. November 1982 und erreichte eine Magnitude von 3.8. Die Herdtiefen der Erdbeben im Untersuchungsgebiet liegen mit wenigen Ausnahmen oberhalb von 10 km. Es sind jedoch Beispiele von sehr flachen Beben in der Region dokumentiert. Als Beispiel sei hier das Magnitude 5.3 Erdbeben vom 15. Juli 1996 bei Epagny/F genannt, das am Südende der Vuache-Störung in nur 2 km Tiefe auftrat.