16.06.2025

SED überwacht die Teststimulationen beim Geothermieprojekt Haute-Sorne (JU)

Der Kanton Jura hat am Montag, 16. Juni, die Bewilligung für die Teststimulationen im Rahmen des Geothermieprojekts in Haute-Sorne (JU) erteilt. Bei den Teststimulationen wird Wasser unter Druck durch das im vergangenen Sommer fertiggestellte Erkundungsbohrloch in den Untergrund gepresst. In rund vier Kilometern Tiefe tritt es aus und verteilt sich im umliegenden Gestein. Die Teststimulationen haben zum Ziel, zahlreiche kleine Erdbeben weit unter der Spürbarkeitsgrenze auszulösen. Die dadurch verursachten seismischen Wellen sollen ein detailliertes Abbild des lokalen Untergrunds liefern und aufzeigen, wie durchlässig dieser ist. Der Vorgang wird mit verschiedenen Messmethoden genau überwacht. 

Wenn Wasser in das kristalline Grundgebirge gepresst wird, ändern sich die lokalen Spannungsverhältnisse. In der Regel löst dies kleine, nicht spürbare Erdbeben aus. Diese dienen als wichtiges Werkzeug, um bestehende Klüfte zu öffnen, durch die das Wasser in einem späteren Reservoir zirkulieren und sich erwärmen kann. Die Teststimulation soll der Betreiberin, Geo-Energie Jura, dabei helfen, die Durchlässigkeit des Gesteins zu bestimmen und zu ermitteln, wie sich diese Eigenschaft mit der eingespeisten Wassermenge verändert. Daraus lassen sich wichtige Rückschlüsse für eine mögliche Umsetzung des Tiefengeothermieprojektes in Haute-Sorne ziehen. Wenn sich die Teststimulationen als vielversprechend erweisen, würde eine zweite, noch etwas tiefere Bohrung abgeteuft und die bestehende Bohrung seitlich erweitert. Voraussetzung dafür ist, dass der Kanton Jura das Vorhaben genehmigt.

Der Schweizerische Erdbebendienst (SED) an der ETH Zürich führt im Rahmen des vom Bundesamt für Energie (BFE) finanzierten Projekts GEOBEST2020+ und einer Vereinbarung mit dem Kanton Jura eine unabhängige seismische Grundüberwachung für das geplante Tiefengeothermieprojekt in Haute-Sorne durch (siehe Geothermie Haute-Sorne). Dazu hat der SED das seismische Netzwerk im Kanton Jura verdichtet. Alle in der Region aufgezeichneten Ereignisse veröffentlicht der SED ausgehend von der automatischen Datenauswertung umgehend auf den Erdbebenlisten und -karten der Projektwebseite. Gleichzeitig erhalten die zuständigen kantonalen Behörden und die Betreiberin eine automatische Benachrichtigung. Anschliessend prüfen Seismologinnen und Seismologen des SED, ob es sich tatsächlich um ein Erdbeben handelt. Sie kontrollieren den genauen Ort und die Magnitude und korrigieren diese gegebenenfalls. Während der Teststimulation untersucht der SED zudem bei jedem registrierten Beben innerhalb von 48 Stunden, ob es durch die Stimulation verursacht (induziert) wurde, oder natürlichen Ursprungs ist (siehe «Wie kategorisiert der SED natürliche und induzierte Erdbeben?»). Die Kategorisierung wird in der Erdbebenliste in der Spalte «Ereignistyp» angezeigt.

Die bei der Teststimulation angestrebten kleinen, nicht spürbaren Erdbeben liefern wichtige Informationen, um die Risikoeinschätzungen zu aktualisieren und die Wirtschaftlichkeit des potenziellen Reservoirs zu beurteilen. Die Teststimulation erfolgt nach einem vorher festgelegtem Sicherheitsprotokoll – wie es auch für die spätere, umfangreichere Stimulation des effektiven Reservoirs vorgesehen ist. Sollten vordefinierte Grenzwerte erreicht werden, würde die Teststimulation angepasst oder eingestellt. Damit soll verhindert werden, dass unerwünscht grosse oder gar spürbare Beben auftreten. Geo-Energie Jura nutzt dafür neben den Daten der SED-Stationen auch Aufzeichnungen eigener Sensoren. Dazu gehören Seismometer, die direkt im Bohrloch an der Stelle installiert sind, wo das Wasser in der Tiefe eingespeist wird. Es ist daher anzunehmen, dass Geo-Energie Jura mit diesen Sensoren sehr kleine Ereignisse aufzeichnet (mit Magnituden im Minusbereich), die deutlich unterhalb der Detektionsschwelle des SED-Netzwerkes von ungefähr von 0.1 (MLhc) liegen.