Siedlungen, die nur wenige hundert Meter voneinander entfernt sind, können von ein und demselben Erdbeben in sehr unterschiedlichem Maße betroffen sein. Die Ursache dafür ist die lokale Standortverstärkung, die von der Art des Bodens (z. B. weiche Sedimente oder steifer Fels), aber auch von seiner Geometrie (eine weite Ebene oder ein Sedimentbecken) bestimmt wird. In dieser Hinsicht sind die Alpentäler ein besonderes geologisches Umfeld, da die Mächtigkeit der Sedimentfüllung von wenigen Metern an den Talrändern bis zu mehreren hundert Metern in der Mitte des Tals ansteigt. Dieser Umstand führt zu besonderen Auswirkungen bei Erdbeben. Außerdem sind Täler unter Risikogesichtspunkten nicht unbedeutend, da sie dicht besiedelt sein können und wichtige Infrastrukturen für den Transport von Gütern und Personen über die Alpen beherbergen.
Die Arbeitsgruppe Erdbeben des SIA hat deshalb im Jahr 2019 die Durchführung einer Grundlagenstudie zum Thema Erdbebenverstärkung in Alpentälern empfohlen, die später in die Massnahmen des Bundes zum Erdbebenrisikomanagement aufgenommen wurde (BAFU, 2020). Das vorliegende Forschungsprojekt basiert auf diesen Empfehlungen; es zielt i) auf eine systematische Untersuchung der Verstärkungswirkungen seismischer Wellen in den Alpentälern der Schweiz und ii) auf die Erarbeitung eines Vorschlags zu deren Berücksichtigung in der nächsten Revision der Baunorm SIA 261.
SED Projektleitung
Donat Fäh
SED Projekt Mitglieder
Paolo Bergamo, Dario Chieppa
Finanzierung
BAFU (Bundesamt für Umwelt)
Zeitdauer
2022-2025
Stichwörter
Standorteinfluss bei Erdbeben, Alpine Täler, Gebäudenormen
Bereich
Ingenieurseismologie
Arbeitsgruppe Erdbeben der Normenkommission SIA 261 (2019). Aktualisierung der Erdbebeneinwirkungen der Norm SIA 261:2014 Bericht z.H. der Normkommission SIA 261 und der Kommission für technische Normen (KTN). Bundesamt für Umwelt BAFU Abteilung Gefahrenprävention Referenz/Aktenzeichen: S041-0132, 26.03.2019
Bundesamt für Umwelt (2020). Erdbebenrisikomanagement - Massnahmen des Bundes. Bericht an den Bundesrat. Standbericht und Planung für den Zeitraum 2021 bis 2024. Bundesamt für Umwelt, Dezember 2020.
Bergamo P., et al. (2023a). A database for the empirical observation and characterization of earthquake site effects in alpine valleys. EGU General Assembly 2023. doi: 10.5194/egusphere-egu23-6904
Bergamo P., et al. (2023b). Ongoing work for the study of site amplification phenomena in the Swiss alpine valleys and their implication for the Swiss building code. 21st Swiss Geoscience Meeting, Mendrisio. doi: https://doi.org/10.3929/ethz-b-000671464