14.05.2024

Seismische Überwachung des Geothermieprojekts in Haute-Sorne (JU)

In den kommenden Tagen beginnen die Bohrarbeiten für das geplante Tiefengeothermieprojekt in Haute-Sorne (JU). Der Schweizerische Erdbebendienst (SED) an der ETH Zürich hat lokal sein Messnetz verdichtet und stellt damit im Auftrag des Kanton Jura eine unabhängige, seismische Grundüberwachung bereit. Diese trägt schon vor Projektbeginn zu einem besseren Verständnis der lokalen, natürlichen Seismizität bei.

 

Ab der Explorationsphase (Installation Bohrplatz, Abteufen der Bohrung, Teststimulationen) hilft sie dabei, allfällige Erdbeben in der Nähe des Projektstandorts zu erfassen und zwischen projektbezogenen und natürlichen Erdbeben zu unterscheiden. Der SED veröffentlicht die aufgezeichneten Daten in Echtzeit auf dieser Seite und bietet damit Kanton, Öffentlichkeit, Medien und auch der Betreiberfirma des Projekts zeitnahe Informationen. Zusätzlich alarmiert der SED im Falle von Erdbeben in der Nähe des Projektstandorts direkt den Kanton und die Betreiberfirma.

Ihren wichtigsten Beitrag leistet diese Grundüberwachung während der Explorations- und Stimulationsphase (noch nicht bewilligt) des Geothermieprojektes. Das in Haute-Sorne vorgesehene EGS-Verfahren (EGS steht für Enhanced Geothermal System) beinhaltet eine aktive Erhöhung der Durchlässigkeit bestehender Rissnetzwerke im Untergrund. Dies geschieht mit Hilfe von vielen kleinen Erdbeben als Werkzeug. Sie werden durch die Injektion von Wasser unter hohem Druck ausgelöst. Während EGS-Projekte mancherorts schon zur Wärme- und Energieerzeugung beitragen, haben sie in manchen Fällen auch spürbare Erdbeben verursacht. In einem Fall waren diese Beben stark genug, um substanzielle Schäden zu verursachen (siehe Aktuellbeitrag zum Erdbeben in Pohang, Südkorea).

In Haute-Sorne will die Betreiberfirma Geo-Energie Jura mit einer umfassenden Risikoanalyse, laufend aktualisierten Modellen aufgrund neu gewonnener Daten und einem von ihnen patentierten, mehrstufigen Stimulationsverfahren verhindern, dass es zu spürbaren oder gar schadenbringenden Beben kommt. Dabei plant sie in mehreren voneinander getrennten Stimulationsphasen jeweils nur ein begrenztes Gesteinsvolumen zu stimulieren und Schritt für Schritt ein ausreichend grosses geothermisches Reservoir zu schaffen. Dieses Verfahren unterscheidet sich von der einstufigen, massiven Stimulationsstrategie, die beispielsweise bei den EGS-Projekten in Basel 2006 oder Pohang 2017 angewendet wurde. Das Mehrstufen-Stimulationsverfahren wurde bereits in kleinerem Massstab im BedrettoLab der ETH Zürich erfolgreich getestet. Während ein gewisses Risiko für spürbare Beben in der späteren Bauphase (hydraulische Stimulation) des Haute-Sorne Projektes besteht, sind solche während der jetzt beginnenden Bohrphase sehr unwahrscheinlich. Eine erste Teststimulation ist gemäss Betreiberfirma erst im Winter 2024/2025 geplant.

Die Grundüberwachung des SED ist durch eine Vereinbarung mit dem Kanton Jura geregelt und durch das vom Bundesamt für Energie geförderte Projekt GEOBEST2020+ finanziert. Neben der Grundüberwachung betreibt Geo-Energie Jura eigene Stationen, um insbesondere in der Stimulationsphase noch kleinere Beben lokalisieren zu können und so die Entwicklung des geothermischen Reservoirs zu überwachen. Diese Phase ist zwar vorgesehen, aber noch nicht bewilligt.

Weitere Informationen zur seismischen Überwachung des Geothermieprojekts in Haute-Sorne finden Sie auf folgenden Seiten:

Projektübersicht

Natürliche Seismizität in der Region

Seismische Überwachung

Erdbebenliste

Echtzeitseismogramme