21.05.2024
Taiwan liegt mehr als 9'500 Kilometern von der Schweiz entfernt und damit viel zu weit weg, als dass selbst starke Erschütterungen eines Bebens hierzulande verspürt werden könnten. Das grosse Beben vom 3. April 2024 mit einer Magnitude von 7.4 blieb trotzdem nicht unbemerkt: Neben dem seismischen Netzwerk des Schweizerischen Erdbebendienstes (SED) an der ETH Zürich haben auch 17 an Schweizer Schulen installierte RaspberryShake-Seismometer die Wellen des Erdbebens aufgezeichnet. Dabei handelt es sich um kleine tragbare Geräte mit jeweils drei hochpräzisen Sensoren (Geophonen) und einem Analog-Digital-Wandler. Sie wurden im Rahmen des Projekts seismo@school anfangs Jahr neu angebracht. Der SED ist federführend am Projekt beteiligt, in enger Zusammenarbeit mit der Universität Lausanne (UNIL) und dem Centre Pédagogique Prévention Séisme (CPPS) in Sion. Ziel des Projektes ist es, Schülerinnen und Schüler für das Thema Erdbeben zu sensibilisieren, die MINT-Fächer zu fördern und die Zusammenarbeit zwischen Bildungseinrichtungen und wissenschaftlichen Institutionen zu stärken.
Weiterlesen...Seit ihrer Installation erfassen die Seismometer an den Kantonsschulen und Gymnasien kontinuierlich die Bewegungen der Erde. Darunter auch die Erschütterungen von lokalen Beben wie beispielsweise jenes vom 27. Februar bei Saignelégier (JU) mit einer Magnitude von 3.4. Zugang zu den aufgezeichneten Daten ihrer eigenen und den mehr als 2'000 weltweit installierten RaspberryShake-Seismometer erhalten die Schülerinnen und Schüler in Echtzeit über die RaspberryShake-Webseite. Die Daten sind leicht verständlich aufbereitet, dass es im Schulunterricht beispielsweise einfach möglich ist, das Epizentrum eines Erdbebens zu ermitteln. So können praxisnahe Einblicke in die Welt der Erdbebenforschung gewonnen und das Verständnis für die verschiedenen Konzepte der Seismologie vertieft werden.
Die Initiative seismo@school hat ihren Ursprung in einem Programm, das von der Universität Lausanne und der HES-SO Valais-Wallis in den letzten Jahren initiiert wurde und an dem sich 22 Schulen in den Kantonen Wallis und Waadt beteiligen. Dank eines vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF) finanzierten zweijährigen AGORA-Projekts «Förderung des Erdbebenbewusstseins in der Schweiz» konnte der SED dieses Programm nun auf die ganze Schweiz ausweiten.
Die langfristige Vision des Projektes ist ein schweizweites seismo@school-Programm, das mehrsprachige Lehrmittel, regelmässige Aktivitäten für Lehrpersonen und internationale Kooperationen umfasst. Dieses Vorhaben ist ein entscheidender Schritt zur Förderung der Erdbebenvorsorge und des Erdbebenwissens von Jugendlichen, was letztlich zu einer Gesellschaft beiträgt, die Erdbeben künftig besser bewältigt.
In den kommenden Monaten wird das Team von seismo@school Schulunterlagen entwickeln und frei zur Verfügung stellen, die bestimmte Themen der Seismologie behandeln: Erdbebengefährdung und -risiko, induzierte Seismizität, Falschinformationen und Medienkompetenz sowie Erdbebenmessung und -lokalisierung. Für Lehrpersonen im Fachbereich Geografie wird ab Frühjahrssemester 2025 zudem jährlich ein Weiterbildungstag zu den neu verfügbaren Schulunterlagen angeboten. Es gibt ebenfalls ein Digital Learning Hub «CoP Geographie» auf Microsoft Teams, in dem Lehrkräfte sich vernetzen und hilfreiche Materialien teilen können. Interessierte Lehrpersonen melden sich via E-Mail an das Projektteam von seismo@school: seismo_at_school[at]sed.ethz.ch.
Projektbeschrieb
CPPS – Projekt Webseite: www.cpps-vs.ch/seismo-at-school