Nein, bislang ist die systematische Vorhersage von Erdbeben nicht möglich. Immer wieder werden aber Phänomene beobachtet, die Vorboten von Erdbeben sein könnten, beispielsweise Erdbebenlichter- und -wolken, erhöhte Radonkonzentration, seismische Ruhe, elektromagnetische Signale, auffälliges Verhalten von Tieren und Vorbeben, die vor einigen Hauptbeben auftreten – jedoch weiss man erst nach dem Hauptbeben, dass es sich um Vorbeben gehandelt hat. Bis heute ist es jedoch nicht möglich, darin Regelmässigkeiten zu erkennen, um Erdbeben zuverlässig vorhersagen zu können.

Es gibt allerdings drei Aspekte, die eng mit der Erdbebenvorhersage verknüpft sind:

  • Erdbebenfrühwarnung: Derzeit testet der SED ein System für Erdbebenfrühwarnungen. Messstationen, die in der Nähe eines Bebens liegen, registrieren dessen seismische Wellen umgehend und lösen eine Warnung für weiter entfernte Gebiete aus. Möglich ist dies, weil die Messdaten mit Lichtgeschwindigkeit übertragen werden und sich damit schneller fortbewegen als seismische Wellen (ca. 3.5 km/s). Da Erdbebenfrühwarnungen erst ab einer gewissen Entfernung vom Epizentrum möglich und nur für stärkere Beben sinnvoll sind, ist ihr praktischer Nutzen für die Schweiz noch abzuklären.

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Bild für The principles of an Earthquake Early Warning System
  • Erdbebengefährdung: Die Erdbebengefährdung gibt an, wo in einem bestimmten Zeitraum wie häufig gewisse horizontale Beschleunigungen zu erwarten sind.
  • Erdbebenmodelle: Dank ausgeklügelter Modelle können immer bessere Aussagen darüber gemacht werden, wie wahrscheinlich es ist, dass ein Beben einer gewissen Stärke in einem bestimmten Gebiet in einem gewissen Zeitraum auftritt:
    • Oft gehen grossen kleine voraus
      Kleinere Erdbeben erhöhen die Wahrscheinlichkeit markant, dass sich im Folgenden ein schwereres Erdbeben ereignet. Dennoch bleibt diese Wahrscheinlichkeit absolut gesehen sehr klein.
    • Von stark zu stärker nur in seltenen Fällen
      Die Wahrscheinlichkeit, dass auf ein Erdbeben der Magnitude 5 in den nächsten sieben Tagen ein gleich starkes oder stärkeres folgt, liegt bei etwa 10 Prozent. In neun von zehn Fällen ereignet sich in der darauffolgenden Woche demnach kein Beben mit einer Magnitude von 5 oder grösser.
    • Nachbeben sind die Regel
      Sehr starke Bodenbewegungen, ausgelöst durch ein Nachbeben, sind am ersten Tag nach einem Beben mit einer Magnitude von 5 etwa 1000 Mal häufiger zu erwarten als im statistischen Mittel.

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