Mit seinem Netzwerk von mehr als 200 Seismometern registriert der Schweizerische Erdbebendienst (SED) an der ETH Zürich in der Schweiz und im nahen benachbarten Ausland durchschnittlich drei bis vier Erdbeben pro Tag beziehungsweise 1’000 bis 1’500 Erdbeben pro Jahr.
Von der Bevölkerung tatsächlich verspürt werden etwa 10 bis 20 Beben jährlich. Diese weisen in der Regel Magnituden von 2.5 oder mehr auf. Im langjährigen Durchschnitt ereignen sich 24 Beben pro Jahr mit einer Magnitude von 2.5 oder grösser. Die Wahrscheinlichkeit für ein katastrophales Beben mit einer Magnitude von etwa 6 oder mehr liegt bei einem Prozent im nächsten Jahr. Im Schnitt ist alle 50 bis 150 Jahre mit einem solchen Ereignis in der Schweiz oder dem grenznahen Ausland zu rechnen. Ein Erdbeben dieser Stärke ereignete sich zum vorerst letzten Mal im Jahr 1946 bei Sierre im Wallis. Ein solches Beben kann aber überall und jederzeit in der Schweiz auftreten. Etwa alle 8 bis 15 Jahre ist mit einem Beben mit einer Magnitude von etwa 5 zu rechnen. Das letzte Erdbeben, das in der Schweiz grössere Schäden verursacht hat, ereignete sich 1991 bei Vaz im Kanton Graubünden mit einer Magnitude von 5. Das stärkste historisch dokumentierte Erdbeben in der Schweiz mit einer Magnitude von ungefähr 6.6 ereignete sich 1356 bei Basel.
Die Erdbeben in der Schweiz sind hauptsächlich die Folge des Aufeinanderprallens der europäischen und der afrikanischen Lithosphärenplatten.
Die Anzahl aufgezeichneter Beben hängt nicht nur von der Erdbebenaktivität ab, sondern auch von der Dichte und Verteilung der Messstationen. In Regionen mit vielen Stationen, beispielsweise dem Wallis oder der Ostschweiz, werden vergleichsweise mehr Beben aufgezeichnet, weil bereits sehr kleine Ereignisse erfasst und ausgewertet werden können. Zudem treten grundsätzlich mehr kleine als grosse Beben auf. Von den 1’230 Beben, die der SED im Jahr 2017 registriert hat, wiesen beispielsweise über 700 eine Magnitude von weniger als 1.0 auf. In den vergangenen Jahren hat die Anzahl der erfassten Mikrobeben aufgrund des steten Ausbaus des Messnetzes sowie verbesserten Auswertmethoden stark zugenommen. Ihre Aufzeichnung ist wichtig, da sie Erdwissenschaftlern erlaubt, mehr über die Struktur des Untergrunds zu erfahren und Rückschlüsse auf die Erdbebengefährdung zu ziehen.
Im Vergleich mit anderen europäischen Ländern besteht in der Schweiz eine mittlere Erdbebengefährdung, wobei es regionale Unterschiede gibt: Das Wallis ist die Region mit der höchsten Gefährdung, gefolgt von Basel, Graubünden, dem St. Galler Rheintal, der Zentralschweiz und der übrigen Schweiz. Regionen ganz ohne Erdbebengefährdung gibt es in der Schweiz nicht.
Während die Erdbebengefährdung abschätzt, wie oft und wie stark die Erde an bestimmten Orten in Zukunft beben könnte, beschreibt das Erdbebenrisiko die Auswirkungen auf Gebäude sowie die damit verbundenen menschlichen und finanziellen Verluste. Das grösste Erdbebenrisiko besteht in dieser Reihenfolge für die Städte Basel, Genf, Zürich, Luzern und Bern. Zwar unterscheidet sich die Erdbebengefährdung in diesen Regionen, aber wegen ihrer Grösse befinden sich in allen fünf Städten zahlreiche Personen und Werte, die bei einem Erdbeben betroffen wären. Zudem verfügen diese Städte über viele, teils besonders verletzliche Gebäude, die oft auf einem weichen Untergrund stehen, der Erdbebenwellen verstärkt.